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Porphyrie

Als Porphyrien werden Krankheiten bezeichnet, die mit einer Störung des purpurfarbenen Porphyrins einhergehen (πορφύρα, griechisch porphyra = purpur). Porphyrine sind die häufigsten Farbstoffe im Tier- und Pflanzenreich und spielen im menschlichen Stoffwechsel als Bestandteil im Hämoglobin, Myoglobin, Cobalamin und den meisten Cytochromen eine zentrale Rolle. Die meisten Porphyrine enthalten ein zentrales Metallion (z. B. Eisen, Magnesium, Kobalt oder Nickel), das wichtige Funktionen bei der Sauerstoffspeicherung (Hämoglobin und Myoglobin), dem Elektronen- und Energietransfer (Cytochrome und Chlorophyll) sowie der Katalyse biochemischer Reaktionen (Vitamin B 12 und Cytochrom P450) ausübt.

 

Die Biosynthese des Häms ist grundsätzlich in allen Körperzellen möglich, da Häm als Cofaktor von Cytochromen, Peroxidasen und Katalasen ubiquitär benötigt wird. Der Großteil an Häm (80 bis 90 %) wird in den Erythroblasten des Knochenmarks sowie den Reticulocyten gebildet, ein geringerer Teil von etwa 15 % auch in den Hepatozyten. Häm und andere Porphyrine entstehen in einem mehrstufigen Prozess aus Glycin und Succinyl-CoA. Die Biosynthese besteht aus acht enzymatischen Schritten (s. Abbildung) und beginnt und endet im Mitochondrium, während vier Zwischen­schritte im Zytosol stattfinden. Angeborene oder erworbene Defekte an einzelnen Enzymen führen zu einer Akkumulation von Porphyrinvorläufern (oder Zwischenprodukten in der Hämsynthese). Erworbene Porphyrien können durch Hemmung der Enzyme der Hämbiosynthese entstehen.

Hämbiosynthese

 

Die meisten Porphyrien werden durch angeborene Enzymdefekte in der Häm-Biosynthese verursacht. Die Defekte führen zu einer Akkumulation von Intermediärprodukten im Gewebe, die eine abdominale, neurologische und/oder kutane Symptomatik hervorrufen können. Es wird weiterhin zwischen akuten und nicht-akuten Porphyrien unterschieden. Porphyrien sind seltene Krankheiten (1:2000). Zu den akuten Porphyrien zählen die Doss-Porphyrie, akut intermittierende Porphyrie, hereditäre Koproporphyrie und Porphyria variegata. Zur Beurteilung von Erkrankungen des Porphyrinstoffwechsels ist neben der Bestimmung von Porphobilinogen (PBG) und Aminolävulinsäure (ALS) die gleichzeitige Auftrennung der Porphyrine im Sammelurin sinnvoll.

 

Mutationen in den Genen ALAD, CPOX, HMBS und PPOX führen zu Symptomen einer akuten Porphyrie. Dazu zählen u.a. kolikartige Bauchschmerzen, Erbrechen, Obstipation und/oder neurologische Beschwerden; eine kutane Symptomatik ist eher selten. Häufig sind Medikamente, chemische Fremdstoffe, hormonelle Veränderungen und/oder das Fasten Auslöser der Symptomatik einer Porphyrie. Folgende Medikamente zählen auch zu den Auslösern einer Porphyrie: Danazol, Chloramphenicol, Cotrimoxazol, Dapson, Erythromycin, Nalidixinsäure, Sulfonamide, Carbamazepin, Ethosuximid, Mesuximid, Oxcarbazepin, Phenytoin, Primidon, Aminoglutethimid, Clonidin, Dihydralazin, Methyldopa, Griseofulvin, Ketoconazol Progesteron, Clemastin, Dimenhydrinat, Barbiturate, Etomidat, Ergotaminderivate, Methysergid, Orphenadrin, Metamizol, Phenylbutazon, Tolbutamid und Pyrazinamid.

 

Bei den nicht-akuten Porphyrien steht eine Hautsymptomatik im Vordergrund der Beschwerden. Die Einlagerung von Zwischenprodukten der Hämsynthese in der Haut führt zu einer deutlich erhöhten Lichtempfindlichkeit mit Blasenbildung bis hin zu schweren Verbrennungen.



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